7. November 2016

Ein CSR-Mutmacher

pulsmacher positionierte sich bei der Sustainica 2016 als nachhaltige Agentur für Kommunikation im Raum.

pulsmacher positionierte sich bei der Sustainica 2016 als nachhaltige Agentur für Kommunikation im Raum.

Mein Besuch der Sustainica 2016, einer neuen Düsseldorfer Messe für nachhaltigen Lebensstil, galt meinem persönlichen wie auch beruflichen Interesse an Nachhaltigkeitsthemen. Nicht im Traum hätte ich damit gerechnet, bei dem Festival so vielen Playern der (räumlichen) Gestaltung zu begegnen. Vasco Bontje, Ideengeber und Veranstalter der Sustainica selbst war jahrelang Business Developer bei der KiR-Agentur Totems. Seine Branchenkompetenzen kommen der Ausgestaltung des Festivals zugute. So ist die Sustainica nicht nur Verbraucher- und Fachbesuchermesse, sondern auch Konferenz und Kunstausstellung in Kooperation mit dem NRW Forum.

Bereits am ersten Messestand, den ich ansteuere, prangt mir in unübersehbaren Lettern der Begriff „Kommunikation im Raum“ entgegen. pulsmacher, eine Agentur für Event und räumliche Inszenierung präsentiert sich mit einem Stand. Was bitte hat eine Event-Agentur zwischen Anbietern von Brot aus überreifen Bananen und ökofairer Kleidung made in Germany zu suchen? Daniel vom Team pulsmacher sorgt für schnelle Aufklärung: Vision der Agentur sei es, 2017 „eine der nachhaltigsten Kreativagenturen Deutschlands“ zu werden.

Daniel Wolbert, Art Director bei pulsmacher; Foto: pulsmacher

Die Messe ist vielseitig, die Zeit knapp. Daniel lädt mich kurzerhand ein, ihn und seine Kollegin Johanna in Ludwigsburg zu besuchen. Gesagt  ̶  getan. Wenige Wochen später erläutern mir die beiden im hellen, großzügigen Konferenzraum der Agentur, wie sich das Team einer nachhaltigeren Unternehmensführung widmet. Wie also beginnt man damit, unternehmerisches Handeln nachhaltiger zu gestalten? Am besten bei sich selbst.

So dient das Beispiel pulsmacher in meinem Beitrag nicht als Nachhaltigkeitsgradmesser. An der Selbstreflexion der Agentur inklusive der daraus entstandenen internen Maßnahmen zeige ich in meinem Beitrag erste Schritte hin zu einer nachhaltigeren Unternehmensführung auf:
 

„Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.“


Dieses weise Zitat Mahatma Gandhis entspricht der initialen Corporate Social Responsibility-Aktion von pulsmacher: Anfang 2015 haben alle Mitarbeiter in einem Workshop mit sechs Teams verschiedene unternehmensrelevante Nachhaltigkeitsthemen analysiert. In Gruppen wurden die vorab gemeinsam definierten Themen Beschaffung, Mobilität, Reiserichtlinien, Energie, Entsorgung und Kommunikation und deren Ist-Zustand analysiert. Die Gruppen recherchierten, mit welchen Maßnahmen die Agentur ihren Alltag nachhaltiger gestalten kann. Die entwickelten Werkzeuge wurden auf ihre Machbarkeit überprüft  ̶  es blieb nicht bei Luftschlössern der Nachhaltigkeit.

Karl kocht für pulsmacher. Foto: pulsmacher

Unmittelbare Veränderungen machen sich heute vor allem bei der Materialbeschaffung sichtbar: Zum Beispiel bezieht die Agentur sämtliche Büroartikel über einen Versandhandel für ökofaire Produkte, die Reinigungskräfte haben auf rein biologische Putzmittel umgestellt. Ein Biobauer liefert dem Team Obst und Gemüse für das tägliche Agentur-Frühstück. Seit Juni bekocht Agenturkoch Karl das Team täglich mit erstklassigen Gerichten und Bio-Zutaten.
 

Die drei Nachhaltigkeitssäulen


Bei ihrer Umsetzung der CSR-Strategie orientiert sich die Agentur am Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung, ohne dabei zu streng mit deren gleichwertiger Umsetzung zu sein. Johanna betont, dass die Strategie nur dann funktioniert, wenn das Team die Aufgabe nicht dogmatisch, sondern mit realistischer Zielvorgabe verfolgt: ein pragmatischer (wenn auch kritisch zu betrachtender) Ansatz. Das 3-Säulen-Modell wird häufig kritisiert, nicht operationalisierbar zu sein, wenn alle drei Säulen gleichberechtigt nebeneinander existieren — wer von uns kennt nicht den Frust, wenn eine geniale Idee an unflexiblen Regelwerken eines Unternehmens scheitert.

Johanna Quatmann, Senior Consultant bei pulsmacher. Foto: pulsmacher

Insbesondere mit ökologischen Beschaffungsmaßnahmen hat das Team pulsmacher bereits einige sichtbare Erfolge erzielt. Schwieriger gestaltet sich die Säule Soziales, zum Beispiel für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Diesen Herausforderungen stellt sich die Agentur bereits mit dem Angebot von Variablen wie Gleitzeit, Homeoffice und Teilzeit. Johanna bedauert die nach wie vor präsente psychologische Barriere zum Thema Homeoffice: „Wer nicht im Büro sitzt, arbeitet nicht. Diesen altbekannten Trugschluss haben auch wir noch nicht ganz aus unseren Köpfen verbannen können.“ Die ökonomische Säule bedient die Agentur laut eigener Angaben bislang dadurch, nachhaltiges, profitables Wachstum über schnelle Gewinnoptimierung zu stellen.
 

Einbindung aller Unternehmensbereiche


Eine CSR-Strategie kann nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn alle Unternehmensbereiche integriert werden. So war es ein kluger Zug von pulsmacher, alle Mitarbeiter initial zu involvieren, um den Weg hin zu einer zukunftsstiftenden Unternehmenskultur zu entwickeln. Johanna betont in unserem Gespräch mehrfach, wie wichtig es für die Umsetzung einer CSR-Strategie sei, dass das gesamte Team inklusive der Geschäftsleitung dahinter stehe. „Die Mitarbeiter müssen das Ganze auch wirklich vorantreiben wollen. Die persönliche Motivation ist enorm wichtig.“ Wie aber hält man diese Motivation der Mitarbeiter wach?
 

Identifikation dank Nachhaltigkeit


Vor allem junge Arbeitnehmer bringen heute oftmals eine intrinsische Motivation für eine nachhaltige Unternehmensführung mit. Nicht nur privat wollen sie nachhaltiger leben, sondern auch ihren Beruf gegenüber sich und der Umwelt verantwortlich gestalten — so auch im Team pulsmacher. Daniel bekennt: „Es gibt auch immer mal wieder Phasen, in denen CSR wegen hohem Projektdruck kaum präsent ist.“ Doch die Maßnahmen haben einen festen Platz im Agenturalltag eingenommen:

pulskino: Nachhaltigkeitsthemen per Film vermitteln. Foto: pulsmacher

Das Team ist stets über laufende CSR-Maßnahmen informiert, ihre Kommunikation steht auf der Themen-Agenda der wöchentlichen Montagsmeetings. Im sogenannten pulskino stellen sich die Mitarbeiter gegenseitig filmische Dokumentationen zum Thema vor, wie zum Beispiel „The True Cost“ oder „Taste the waste“. Neuigkeiten bietet das Agentur-Abo der Zeitschrift „enorm“ zum Thema gesellschaftlicher Wandel.
 

Der Weg ist das Ziel — und zwar in kleinen Schritten.


„Erste Erfolge gibt es schon viele!“, freut sich Johanna. So hat sich nicht nur die pulsmachersche Einkaufs- und Esskultur nachhaltig verbessert. Der Fuhrpark wurde um ein Fahrrad und ein E-Bike ergänzt. Ein verbessertes Entsorgungssystem wurde integriert. An Magnetcharts im Office werden alle noch so kleinen Schritte intern festgehalten und visuell wie auch inhaltlich intern kommuniziert. Hier sind zum Beispiel auch die Ergebnisse einer Mitarbeiter-Umfrage zu lesen.

Firmenfahrten sind bei Pulsmacher auch mit dem E-Bike möglich. Foto: pulsmacher

„Es gibt noch viel zu tun“, erzählt Johanna. „Ende 2017 wollen wir einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht schreiben. Wir wollen und müssen den gesamten Prozess der hinter und vor uns liegt also umfassend dokumentieren, auswerten und mit Zahlen belegen.“
 

Weniger ist mehr.


Dieser Leitsatz stärkt den Ansatz, viele kleine Schritte zu gehen. Das „Weniger ist mehr”-Credo setzen die pulsmacher bereits mit der Materialbeschaffung um. Aber das ist nicht alles: Mit dem Umzug in ein sogenanntes Pop Up Office plant die Agentur, ihre gesamte Infrastruktur 2017 neu auszurichten und dabei ebenfalls nach Möglichkeiten nachhaltiger Lösungen zu suchen. Wir dürfen gespannt sein!

Am Beispiel pulsmacher möchte ich aufzeigen, wie der Anfang gemacht werden kann, ein Unternehmen verantwortlicher zu führen  ̶  ökologisch, ökonomisch oder und sozial. Nutzen wir also die Schwarmintelligenz unserer Branche, um kluge Ideen zu entwickeln, wie wir unsere Branchenzukunft mit Respekt vor unserer Umwelt besser gestalten können! Wie?

Key Visual des 1. FAMAB Sustainibility Summit im Februar 2017. Bild: FAMAB

Einer der besagten ersten Schritte könnte die Teilnahme am 1. FAMAB Sustainability Summit 2017 in Dortmund am 2. Februar 2017 sein. Womöglich findest Du hier Antworten auf einige Deiner Fragen.

Sustainica-Logo

Auch die Sustainica in Düsseldorf geht in die zweite Runde: auf meinem Blog halte ich Dich hierzu auf dem Laufenden. Es wäre doch schön, wenn wir uns hier persönlich begegnen würden!

© Bilder: pulsmacher (1 - 6), FAMAB (7), Sustainica: (8)

zurück