6. November 2017

Kommunikation im was?!

Kommunikationim Raum unmittelbar verständlich zu machen: nach wie vor eine der größten Herausforderungen unserer Disziplin. Foto: Ilya Pavlov@Unsplash

Kommunikationim Raum unmittelbar verständlich zu machen: nach wie vor eine der größten Herausforderungen unserer Disziplin. Foto: Ilya Pavlov@Unsplash

Diese Frage stellten mir Kollegen unserer Disziplin noch vor wenigen Jahren des Öfteren entgeistert, wenn ich die recht junge Begrifflichkeit „Kommunikation im Raum“ verwendete – heute erlebe ich das nur jenseits unserer Spezialdisziplin. Die PAGE hat Kommunikation im Raum mittlerweile als Thema aufgegriffen, der ADC bietet Seminare zu selbiger an, und auch an Hochschulen wird der Begriff für Seminare und sogar Masterstudiengänge verwendet, siehe Mainz oder Detmold. An der Akzeptanz des Begriffes haben sicherlich auch wir PRler mitgewirkt. Aber erst, wenn der Begriff sich fest im Wortschatz der gesamten Kreativwirtschaft verankert hat, können wir die Begriffsimplementierung aus unserer Aufgabenliste streichen. Wir sollten uns also endlich mal um den Eintrag bei Wikipedia kümmern.

Woran also beißen wir KiR-PRler uns aktuell die Zähne aus? Um das herauszufinden, habe ich Spezialistinnen unserer Disziplin gefragt:
 

Welche sind die größten Herausforderungen der PR für KiR?


Claudia Luxbacher von Atelier Brückner sieht eine spezifische Herausforderung darin, die Interdisziplinarität unserer Gestaltungsdisziplin in der Kommunikation aufzugreifen und weiter zu denken. Das betrifft das Wie und das Was. „Es gilt die Projekte immer von zwei Seiten her zu denken – zum einen von der gestalterischen Disziplin her und zum anderen von den zu transportierenden Inhalten." 

Damit verbunden bedienen wir PRler der räumlichen Inszenierung eine Vielzahl unterschiedlicher Fachmedien. Auf Seite der Gestaltung sind das Medien für Architektur, Innenarchitektur, Design, Kunst, Kommunikation oder Technik, auf Seiten der räumlich inszenierten Inhalte sind es Fachmedien für Wissenschaft, Geschichte, IT, Automobilität, und und und … Isabel Zundel von Space4 sieht in der „Ausweitung der PR über die gängigen Fachmedien hinaus“ gar die größte Herausforderung für uns.

Dabei gilt es, unser eigenes Medium, also den Raum, nicht aus den Augen zu verlieren. „Und der lässt sich nicht auf allen Kanälen gleich gut darstellen. Die Koordination der Kommunikation auf den Punkt ist eine Managementaufgabe", stellt Claudia Luxbacher fest – was widerum meine Auffassung bestärkt, dass die Unternehmens- wie Projektkommunikation unbedingt von einer Stabstelle verantwortet werden muss. Nicht zuletzt, um zu unterbinden, dass das Thema Öffentlichkeitsarbeit unter dem ständigen Projektdruck unserer Branche leidet. Welcher PRler hat es noch nicht erlebt, dass die Zeitplanung der Kommunikationsarbeit zeitlich auf der Strecke blieb. Erklär mal einem Redakteur, dass leider noch keine Zeit war, um die Inhalte – wie versprochen – pünktlich für das Titelthema zu liefern.

PR-Steuerung im Organigramm direkt  als Stabstelle an die Geschäftsführung koppeln. Sie ist zu wichtig, als dass man sie auf Kosten von Projektarbeit bluten lässt.
In Telefon-Hotlines sind Warteschleifen nervig, in der PR kosten sie Veröffentlichungen, vor allem aber die gute Beziehung zu Journalisten.

Annette Kusche von Triad Berlin sieht eine der Herausforderungen ihrer Arbeit darin, Inszenierungen, Projekte und Inhalte zielgruppenspezifisch punktgenau und verständlich zu kommunizieren. Als Voraussetzung hierfür gilt es Informationen darüber so aufzubereiten, dass sie die Kommunikation im Raum-Projekte angemessen darstellen. „Wir leisten Übersetzungsarbeit, indem wir Raumerleben in Sprache und Bild transformieren“, stellt Kusche fest. „Das setzt voraus, dass wir mit Fotos, Videos, Sound und Texten einer kongenialen Berichterstattung so nahe wie möglich kommen.“
Eben diese Erfüllung der Vielfalt verschiedenster Ansprüche an die Dokumentation eröffnet eine nicht zu unterschätzende Problemstellung, die mit jedem kommunikativen Projekt neu justiert werden muss – ohne gleichzeitig die Kommunikationsstrategie aus den Augen zu verlieren. IFES-Geschäftsführerin Uta Goretzky ärgert sich über die aus solchen Prozessen resultierende „Abstimmungswut mit allen Beteiligten, die oftmals in adjektiv-geschwängertem Blabla mündet.“

„Wenig Fakten, viel Emotion.“ Kurz und bündig fasst Julia Kohler von Knoblauch die Voraussetzungen zusammen, um Themen der Kommunikation im Raum wirkungsvoll zu kommunizieren. Wie Recht sie hat. Natürlich ist es schwierig, den Wert unserer Disziplin in Zahlen zu fassen. Leider fehlt die Zeit dafür, Projekt-Fakten für die Unternehmenskommunikation auszuwerten und zu recherchieren. Nach wie vor leidet die Messung der Bedeutung von räumlicher Inszenierung für den Markenwert genau daran, dass die Evaluation unserer Projekte leidet, weil ein Projekt das nächste jagt.

Sicher, die von Julia Kohler erwähnten Emotionen nehmen wir Kommunikatoren für das textliche Storytelling dankbar an. Dennoch sollten wir für die inhaltlich gehaltvolle Pressearbeit Fakten, mit denen wir PR-Spezialisten uns an Medien wenden und in die Tiefe gehen können, nicht vernachlässigen. Erst gut recherchierte Inhalte machen unsere Pressearbeit inhaltlich gehaltvoll – und erfolgreich.

Du siehst: um die Herausforderungen von Öffentlichkeitsarbeit für unsere Branche professionell zu gestalten, braucht es die intern gut mit allen anderen Abteilungen im Unternehmen abgestimmte PR. Und genau deshalb befasse ich mich im nächsten, also dritten Teil meiner Serie „PR für KiR“ mit dem Thema interne Kommunikation.

Titelfoto: Ilya Pavlov auf Unsplash

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Mein Blog ist mein Baby, aber auch das muss ich manchmal für meinen Job vernachlässigen. Was das mit diesem Merkzettel und mit den Herausforderungen von PR für Kommunikation im Raum zu tun hat?