1. November 2018

Das klügste Publikum (der Welt?)

Hotzenplotz-Illustration von F.J. Tripp auf dem Plakat zur „Räuber Hotzenplotz“-Ausstellung. © Foto: Landesmuseum Württtemberg

Hotzenplotz-Illustration von F.J. Tripp auf dem Plakat zur „Räuber Hotzenplotz“-Ausstellung. © Foto: Landesmuseum Württtemberg

Ich Glückspilz! Einen Tag vor der Eröffnung hat „Junges Schloss“-Kurator Christoph Fricker mich spontan durch die neue Ausstellung „Hotzenplotz“ (läuft noch bis zum 23. Juni 2019) im Stuttgarter Kindermuseum geführt. Für mich als Germanistin, Szenografie-Bloggerin und Mutter zweier 5-jähriger Hotzenplotz-Fans in vielfacher Hinsicht spannend!

Da ich meine Geschichten im Raum weniger mit Projektdarstellungen und -rezensionen bestücke, sondern vielmehr mit den Geschichten hinter den szenografischen Kulissen, habe ich Christoph Fricker ein paar Fragen speziell zu seiner Arbeit als Kurator für Kinderausstellungen gestellt:

 

Welche Unterschiede gibt es beim Kuratieren von Ausstellungen für Kinder oder Erwachsene?


„Ich habe die Überzeugung gewonnen, dass Kinder das beste und klügste Publikum sind, das man sich als Geschichtenerzähler nur wünschen kann. Kinder sind strenge, unbestechliche Kritiker." Das ist – passend zur aktuellen Ausstellung – ein Zitat von Otfried Preußler, was sich auch wunderbar auf das Kuratieren anwenden lässt. Das heißt: Kinder lassen sich nicht so leicht blenden – und auch wenn alles einfach aussieht, muss trotzdem viel kreative Energie eingesetzt werden, damit Kinder überzeugt werden. Ausstellungen müssen die Besucher vielsinnig ansprechen. Es geht nicht nur darum, die Inhalte der jeweiligen Themen zu verstehen, sondern auch darum, die  Besucher zu verstehen! Im Grunde sind das Anforderungen an jede Ausstellung, das Konzept muss sich konsequent der Zielgruppe anpassen. Bei Kinderausstellungen geschieht dies insbesondere durch den spielerischen Aspekt.“

 

Was sind die Grundzutaten für eine gute Ausstellung für Kinder?


„Ein roter Faden – Es gibt viele (lehrreiche) Sachen, die Kindern Spaß machen. Es muss aber eine Idee dahinter stecken und einen Sinn ergeben

Kinder ernst nehmen und Klischees hinterfragen – Zum Beispiel: Bunte Farben sind nicht automatisch im Sinne der Kinder, aber viele Erwachsene glauben, es sei kindgerecht.

Kein Zeigefinger – Kinder wollen nicht belehrt werden, da unterscheiden sie sich nicht von den Erwachsenen

Ausprobieren – Das gilt nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Macher von Ausstellungen: Nähert man sich einem Thema spielerisch, passieren auch immer Fehler, diese tragen ein großes Potential an Erkenntnis in sich!“

 

Was macht Ihnen besonders viel Freude bei Ihrer Arbeit an Ausstellungen für Kinder?


„Die Entwicklung von Konzepten und die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Experten finde ich großartig. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Fachwissenschaftlern, Gestaltern, Kindern und vielen mehr empfinde ich als sehr bereichernd, vor allem wenn die Ergebnisse in eine Ausstellung fließen, die die Besucher mit leichter Hand in das entsprechende Thema eintauchen lässt.“

 

Wenn Sie heute selbst noch mal Kind wären und einen Ausstellungswunsch frei hätten: Welche Ausstellung würden Sie sich wünschen?


„Ich glaube, wenn ich heute noch ein Kind wäre, würde mein Ausstellungswunsch bezüglich des Themas mindestens wöchentlich wechseln. Auf jeden Fall sollte die Ausstellung den Charakter einer Expedition haben.“

Herzlichen Dank, lieber Christoph Fricker für die persönliche Führung durch die Ausstellung und den Einblick in Ihre Arbeit! Und weil mein Blog sich rund um räumliche Inszenierung dreht, habe ich natürlich auch die Gestalter der Ausstellung „Räuber Hotzenplotz“ befragt. Freu Dich also schon mal auf den nächsten Beitrag! Der folgt in Kürze – wirklich! ;)

Alle Infos zur Ausstellung auf www.junges-schloss.de

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